Mythen der Intelligenz

Warum IQ nicht alles ist

Weil kognitive Fitness keine SelbstverstÀndlichkeit ist.

Guten Tag. Intelligenz gilt oft als mysteriöses Talent: fest vererbt, klar messbar, selten verĂ€nderbar. Doch viele dieser Annahmen sind Mythen, die unser Selbstbild und Lernen unnötig verengen. Begleiten Sie uns auf eine kurze Faktenexpedition – wir rĂ€umen auf mit populĂ€ren IrrtĂŒmern und entdecken, wie vielfĂ€ltig und formbar geistige FĂ€higkeiten wirklich sind. Lesen Sie weiter und testen Sie ebenfalls mit unserem einfachen “Kognitiven Schnell-Check” hier spielerisch Ihre DenkfĂ€higkeit.

Welchen dieser verbreiteten Intelligenz‑Mythen hielten Sie bisher fĂŒr (zumindest teilweise) wahr?

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Stimmen Sie ab und entdecken Sie, welche Intelligenz‑Mythen in der Train‑My‑Brain‑Community noch immer Kopfkino auslösen. In diesem Blog lösen wir diese Mythen auf!

Kurz & knapp – Mythen im Lichte der Wissenschaft

Intelligenz fasziniert – und wird dabei von Halbwahrheiten umrankt. Bevor wir die gĂ€ngigsten MissverstĂ€ndnisse auf­dröseln, lohnt ein kurzer Reality‑Check: Forschung zeigt, dass geistige LeistungsfĂ€higkeit kein starres Schicksal, sondern ein dynamisches Zusammenspiel aus Genen, Erfahrung und Umfeld ist. Mit diesem Blick öffnen wir nun den Mythen‑Werkzeugkasten und sortieren Fakten von Fiktion.

Mythos 1: Intelligenz ist ausschliesslich angeboren und kann kaum gesteigert werden.

Gene erklĂ€ren einen Teil der Unterschiede (≈ 40 %). Doch schon ab dem Jugend‑ und insbesondere im höheren Erwachsenenalter lassen sich Denk‑ und GedĂ€chtnisleistungen mit strukturiertem Training messbar steigern – z. B. in der ACTIVE‑Langzeitstudie (Journal of Aging Health, 2014), in der 70‑ bis 80‑JĂ€hrige ihr Ausgangsniveau noch nach 5 Jahren ĂŒbertrafen. Dieser Mythos ist damit teilweise widerlegt (Journal of Intelligence, 2022; JAMA, 2002). Intelligenz kann auch im Alter gesteigert werden!

Mythos 2: Ein klassischer IQ‑Test erfasst alle wichtigen Aspekte von Intelligenz.

IQ‑Skalen erfassen primĂ€r sprachlich‑logische und numerische StĂ€rken. Moderne Modelle (z. B. das Cattell‑Horn‑Carroll-Modell) unterscheiden ĂŒber ein Dutzend grosse FĂ€higkeitsbereiche – von Verarbeitungsgeschwindigkeit bis rĂ€umlichem Vorstellen. Ein einziger IQ‑Score deckt davon dahingehend nur wenig ab (Journal of Intelligence, 2023). Dieser Mythos ist damit widerlegt.

Mythos 3: Mit 25 erreicht das Gehirn seinen Höhepunkt, dann geht’s bergab.

Einige FĂ€higkeiten erreichen ihren Höhepunkt und beginnen bereits gegen Ende der Schulzeit abzubauen; andere bleiben im frĂŒhen Erwachsenenalter stabil und nehmen erst in den Dreissigern ab; wieder andere erreichen ihr Maximum erst in den Vierzigern oder sogar noch spĂ€ter. Diese Ergebnisse stĂŒtzen eine differenzierte Theorie der Reifung und des altersbedingten Abbaus, bei der mehrere voneinander unabhĂ€ngige Faktoren unterschiedliche Bereiche der Kognition verschieden beeinflussen (Psychological Science, 2015). Ausserdem zeigt die Forschung an Autopsien gesunder Menschen, dass Hippocampus‑Neuronen (frisch gebildete Nervenzellen im GedĂ€chtniszentrum unseres Gehirns) Schaltzentrale fĂŒr Lernen und GedĂ€chtnis) bis ins hohe Alter neu entstehen (Cell Stem Cell, 2015). Dieser Mythos ist damit widerlegt.

Mythos 4: Multitasking trainiert das Gehirn und macht schlauer.

Forscher*innen liessen in einer Studie Teilnehmende sechs Tage lang gleichzeitig ein kleines Fahr‑Spiel steuern und dabei Formen erkennen. Nach dem Training waren sie nur in dieser genau geĂŒbten Doppel‑Aufgabe schneller und sicherer. In anderen PrĂŒfungen – etwa Reaktionen wĂ€hlen, Ablenkungen ausblenden oder rĂ€umliche Aufmerksamkeit – zeigte sich kein Fortschritt. Multitasking‑Üben scheint damit also bloss einen Nutzen fĂŒr spezifische Aufgaben vorzuweisen, ist aber kein allgemeiner “IQ‑Boost” und macht sonst nicht schlauer (NPJ Science Learn, 2017). Dieser Mythos ist damit widerlegt.

Fazit: Alle vier populĂ€ren Behauptungen halten der aktuellen Evidenz nur begrenzt oder kaum stand – Intelligenz ist dynamisch, mehr­dimensional und lebenslang beeinflussbar.

IQ vs. EQ

Lesen Sie jede der vier Alltagssituationen. Entscheiden Sie spontan, ob hier vor allem der Intelligenzquotient, kurz IQ (logisch‑analytische StĂ€rke oder auch das intellektuelle Leistungsvermögen), oder die emotionaler Intelligenz, kurz EQ (emotional‑soziale Intelligenz oder auch die FĂ€higkeit, eigene GefĂŒhle und die Anderer wahrzunehmen und zu verstehen), gefragt ist – und merken Sie sich Ihre Antworten. Die Auflösung steht weiter unten.

Situation 1
Sie bekommen zwei widersprĂŒchliche Projekt‑Mails mit derselben Deadline und sollen heute noch festlegen, welche Version umgesetzt wird. IQ oder EQ?

Situation 2
Eine Kollegin wirkt im Meeting plötzlich ungewohnt still. Nachher möchten Sie behutsam herausfinden, ob etwas nicht stimmt. IQ oder EQ?

Situation 3
Beim RĂ€tseln entdecken Sie, dass das aktuelle Sudoku eigentlich zwei Lösungen zulĂ€sst – ein klarer Regelverstoß. Sie wollen das belegen. IQ oder EQ?

Situation 4
Ihr zweijĂ€hriges Enkelkind trotzt lautstark im Supermarkt. Sie möchten es beruhigen – und trotzdem die EinkĂ€ufe fertigbekommen. IQ oder EQ?

Selbst‑Check:

  • 3–4 Treffer? Ihr EQ‑/‑IQ‑Radar ist bestens eingestellt.

  • 1–2 Treffer? Beobachten Sie kĂŒnftig bewusst, welche „Intelligenz“ Sie zuerst ansprechen.

  • 0 Treffer? Perfekt – dann liefert unser nĂ€chster Newsletter noch mehr Aha‑Momente!

Auflösung: Weiterlesen auf eigene Gefahr!

  1. IQ – Hier zĂ€hlt analytisches AbwĂ€gen von Fakten und PrioritĂ€ten.

  2. EQ – Empathie und feinfĂŒhliges Nachfragen sind gefragt.

  3. IQ – Logische BeweisfĂŒhrung steht im Vordergrund.

  4. EQ – Emotionale Selbstregulation und kindgerechte Kommunikation helfen weiter.

Hinweis: In der Praxis brauchen wir fast immer beide Intelligenzarten. Doch einer der beiden „Q‑Typen“ dominiert meist den ersten Schritt zur guten Lösung.

Impuls des Monats

Denken Sie kurz an Ihre letzte SelbsteinschĂ€tzung: Haben Sie sich schon einmal eingeredet, Ihr IQ sei fest zementiert – oder dass ein hoher Testwert automatisch Erfolg bedeutet? TatsĂ€chlich ist Intelligenz weit beweglicher und vielseitiger, als gĂ€ngige Zahlen suggerieren. Genetische Startbedingungen stecken zwar den Rahmen ab, doch erst Lernen, Schlaf, Bewegung und fokussierte Arbeit fĂŒllen diesen Rahmen mit Leben.

Mini‑Challenge fĂŒr diesen Monat:

  • WĂ€hlen Sie eine neue Fertigkeit – etwa ein kniffligeres Sudoku‑Level, eine Lektion in einer Fremdsprachen‑App oder ein Instrument.

  • Trainieren Sie 15 Minuten tĂ€glich – bewusst ohne Ablenkung.

  • Dokumentieren Sie nach vier Wochen, was Ihnen leichter fĂ€llt: Problemlösen, Konzentration, kreatives Denken?

Kleine, konsequente Schritte widerlegen den Mythos der „fixen Intelligenz“ – und zeigen, wie formbar Ihr Denken wirklich ist. Geben Sie Ihrem Gehirn diesen Impuls und beobachten Sie, wie Ihr persönlicher Rahmen wĂ€chst.

Quiz & Knobel

Wer oder was bin ich:

“Man misst mich gern in Zahlen, doch ich bin mehr als bloss Statistik.
Ich kann wachsen, wenn du ĂŒbst, und reife weiter, selbst wenn dein Pass schon graue Jahre zeigt. PrĂŒfst du mich mit nur einem Test, ĂŒbersiehst du viele meiner Gesichter.
Versuchst du mich beim gleichzeitigen Jonglieren von Aufgaben zu schĂ€rfen, stumpfe ich eher ab.”

Die Lösung verraten wir wie immer im nÀchsten Newsletter!

Lösung zum Vormonatsquiz

BegrĂŒndung kurz & knackig:

  • C (Bank-E-Mail): Kein Link zum Anklicken, verweist auf offizielle App/Hotline (Nummer auf der Karte) → best practice echter Banken.

  • A (WhatsApp “Hallo Oma
”): Typischer Enkeltrick: neue Nummer, Zeitdruck, Geldforderung per Chat → höchstwahrscheinlich Betrug.

  • B (SMS Parkbusse): Kurzlink (bit.ly), Druck (“Zuschlag vermeiden”) und Zahlungsaufforderung per SMS → klassische Phishing-/Smishing-Masche.

Merksatz: Unaufgeforderte Geldforderungen + Zeitdruck + Links = misstrauisch. Immer selbst ĂŒber offizielle App/Website oder bekannte Nummer prĂŒfen.

Hier können Sie das Vormonatsquiz nochmals nachlesen.

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Bis zum nĂ€chsten Mal – weil kognitive Fitness keine SelbstverstĂ€ndlichkeit ist.

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